PRIMA-AI – Prospectively Investigating the Impact of AI on Shared Decision Making in Post-Kidney Transplant Care.
PRIMA-AI ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das sich der Frage widmet, welche Auswirkungen der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die medizinische Entscheidungsfindung hat. Im Zentrum des Projekts steht eine systematische empirische Studie im Bereich der Nephrologie, die im Rahmen ethischer, technischer und medizinischer Analysen durchgeführt wird.
Eine ethisch verantwortungsvolle Entscheidungsfindung, die das Wohl aller Beteiligten berücksichtigt, ist im klinischen Alltag ein anspruchsvolles Unterfangen. In den letzten Jahren gibt es verschiedene Akteure, darunter Forscher:innen, Patientenvertreter:innen und politische Entscheidungsträger:innen, die versuchen, die Gesundheitsversorgung von einem paternalistischen Ansatz hin zu einem patientenzentrierten Ansatz umzustellen. Zentral dabei ist das Bestreben, Entscheidungsfindung partizipativ zu gestalten.
Partizipative Entscheidungsfindung (Shared Decision Making) ist aus einer optimalen Gesundheitsversorgung nicht wegzudenken. Ziel dabei ist es, die Autonomie von Patient:innen auch in Phasen der Krankheit zu respektieren und sie bestmöglich über die Entscheidungsmöglichkeiten ihre Versorgung zu informieren und an der Entscheidung zu beteiligen. Entscheidungen im Gesundheitswesen auf Grundlage gemeinsamer Überlegungen zwischen dem medizinischen Personal und Patient:innen zu treffen, ist jedoch auch herausfordernd und abhängig von einem kontinuierlichen Informationsaustausch unter Berücksichtigung der Präferenzen, Überzeugungen und Werte der Patient:innen.
Gleichzeitig bieten KI-basierte Datenverarbeitungssysteme zahlreiche Möglichkeiten für die Unterstützung klinischer Entscheidungsfindung und halten aktuell in verschiedenen Formen Einzug in die medizinische Forschung und Praxis. Der Einsatz von KI kann die Art und Weise der Interaktion zwischen verschiedenen Akteuren in der Medizin beeinflussen, und es ist anzunehmen, dass sich die Bedingungen für Vertrauenswürdigkeit, die epistemischen Herausforderungen in Bezug auf Transparenz und die veränderten Folgen für (mögliche) Zuschreibungen von Verantwortung ändern. Diese Veränderungen erfordern Forschungsbestrebungen über die reine Leistungsfähigkeit der Systeme hinaus. Gerade der Einfluss auf die Beziehung zwischen Patient:innen und dem medizinischen Personal und damit auch auf die Möglichkeit partizipative Entscheidungsfindung zu ermöglichen, ist eine der zentralen Fragen, ohne die eine bedarfsgerechte Implementierung neuer KI-Systeme kaum gelingen kann.
In der Studie des PRIMA-AI Projekts wird ein neues KI-System im akuten Einsatz getestet. Dabei handelt es sich um ein System, das auf Grundlage retrospektiver Patientendaten trainiert wurde und in der Lage ist, Risikoeinschätzungen für Patient:innen nach einer Nierentransplantation bereitzustellen.
Das Forschungsteam verfolgt in der empirischen Untersuchung einen Mixed-Methods-Ansatz, der sowohl quantitative als auch qualitative Erhebungen vor, während und nach dem Einsatz des Systems beinhaltet. Die Ergebnisse des Projekts werden sozialwissenschaftlich, medizinisch und ethisch begleitet und reflektiert sowie am Ende in konkrete Handlungsempfehlungen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz für die Förderung partizipativer Entscheidungsfindung überführt.